Radweg "Himmel und Hamme": Eine Liebeserklärung im Seerosenparadies (2024)

Auf der Themenradtour "Himmel und Hamme" durch das Naturschutzgebiet Hammeniederung gibt es viel zu entdecken: seltene Pflanzen, Tiere, eine historische Wassermühle, ein Waldparadies und einen Flachwassersee.

29.06.2024, 09:00 Uhr

Die „Himmel und Hamme"-Tour führt von Worpswede durch das Naturschutzgebiet Hammeniederung vorbei an Osterholz-Scharmbeck und Linteln. Über Ritterhude geht es dann weiter ins Teufelsmoor – und zurück zur Künstlerkolonie. Die 45 Kilometer lange Strecke ist leichtgängig, erholsam und führt überwiegend durchs Grüne – am Wegesrand gibt es viel zu entdecken – ein Waldparadies, eine Wassermühle von 1620, seltene Pflanzen und Tiere, Bäche, Flüsse und nicht zu vergessen: das Wolkenspiel am unendlich weiten Hamme-Himmel.

Wir treffen uns in der Worpsweder Bergstraße – im Herzen der Künstlerkolonie. Von hier aus fahren wir dorfauswärts Richtung Waakhausen – an üppigen Hortensien-Gärten am Fuße des Weyerberges und am ehemaligen Haus der Worpsweder Künstlerin Lisel Oppel (1897-1960) vorbei. Der Duft von frisch gemähtem Gras weht uns von den Feldern entgegen, unzählige Wildblumen säumen den Weg.

Besuch im „Land of Green“

Kurz hinter dem Waakhauser Polder erstreckt sich das „Land of Green“ – ein Campingplatz mit Baumzelten und Baumhäusern und Blick auf das Naturschutzgebiet Hammeniederung. Das private Gelände ist für Besucherinnen und Besuchern geöffnet – die Ausläufer des Geländes eignen sich dabei für ein entspanntes Waldbad – Geräusche des Waldes, frische Luft und Sonnenstrahlen, die durch das grüne Blätterdach fallen, sollen die Sinne stimulieren und die Abwehrkräfte durch die Einatmung spezieller Duftstoffe stärken, heißt es.

Kleine Stärkung unter Baumwipfeln

Anschließend lohnt sich ein Blick in die Speisekarte des „Hafencafé“, gleich neben der Rezeption. Hier gibt es selbst gebackenen Kuchen, Kaffeespezialitäten vom Barista und warme Gerichte. Franka Joost ist mit ihrer Mutter Lioba und deren Schwester Ute Kohlenbach vorbeigekommen. Die Worpswederinnen planen eine Paddeltour. Um die Küche zu testen, bestellen sie Chili sin Carne im Glas und nehmen in einer der gemütlichen Wald-Lounges Platz. Blümchen und Teelicht schmücken das rustikale Holz-Mobiliar – spätestens jetzt stellt sich Urlaubsfeeling ein.

Liebeserklärung am Seerosenparadies

Der Weg ist das Ziel – mit diesem Gefühl tauchen wir in die Weite des Naturschutzgebietes Hammeniederung ein – Wildblumen und Kräuter säumen die Strecke. Spektakuläre Wolkenbilder ziehen an uns vorbei. Feucht- und Niedermoore wechseln sich ab. Wir kommen zu Melchers Brücke. Der geschwungene Bau, der über die breite Hamme führt, ermöglicht einen Blick auf stimmungsvolle Sonnenuntergänge. Das gesamte Brückengitter ist mit bunten Hängeschlössern versehen, die als Symbol für Liebe und Zuneigung gelten sollen. Unten schippern Torfkähne und Segler vorbei.

Melchers Hütte

Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zu Melchers Hütte – einem beliebten Ausflugslokal direkt am Hammeufer. Seit 1814 kehren hier Torfschiffer, Angler, Händler und inzwischen auch Feriengäste ein. Wer am Ufer sitzt, blickt auf ein Seerosenparadies.

Wassermühle von 1620

Unser Weg führt uns weiter durch Osterholz-Scharmbeck. Hier erwartet uns eine kleine Durststrecke durch den dichten Verkehr. Doch dann geht es am idyllischen alten Butenpad weiter, vorbei am Knoopschen Hof, über den Scharmbecker Bach. Dieser entspringt mit mehreren kleinen Quellbächen auf der Langen Heide und mündet knapp acht Kilometer weiter zwischen Tietjens Hütte und Ritterhude in die Hamme.

Bis zum 19. Jahrhundert gab es hier laut Teufelsmoor-Experte Jürgen Heuser neun Wassermühlen. Übrig geblieben ist nur noch eine: Die Wassermühle Ruschkamp, deren Vorgängerinnen sich an selber Stelle um 1620 drehten. Beke Brüns ist die Hüterin der Mühle am Ruschkamp 4 – und das in 13. Generation. Zu erkennen ist das Gelände vom Radweg aus an dem verwunschenen Gartentor vor märchenhafter Hügellandschaft. Wer sich bei Beke Brüns telefonisch anmeldet (04791/ 137 00), bekommt eine Führung über das Gelände und erfährt alles über die bewegende Mühlengeschichte.

Land und Kultur

Am Weißen Rieden, zweieinhalb Kilometer vor Scharmbeckstotel, säumen alte Reetdachhäuser den Weg. Vorbei an Gestüten, Imkereien und Tiergärten geht es zurück auf den Butenpad. Die Wister Bergstraße ist eine Kopfsteinpflasterstraße mit altem Baumbestand – ein wenig holprig, aber hübsch. Im Anschluss folgt ein kurzes Stück an der B74.

Doch es wird gleich wieder idyllisch. Entlang des verwunschenen Pennigbüttler Moors geht es zurück Richtung Worpswede – in der Ferne sehen wir den Flachwassersee "Breites Wasser", und queren das Flüsschen Beek. Am Ende des Weges kommen wir am Museum "Haus im Schluh" vorbei – einem idyllischen Hofensemble, auf dem Martha Vogeler ab 1920 eine Handweberei betrieb und die Originalwerke ihres Mannes, dem Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler, der Öffentlichkeit zugänglich machte. Das Museum wird heute von der vierten Vogeler-Generation geführt.

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